Der 800 km lange Mae Hong Son Loop – ein Traum für jeden Biker
Liebes Reisetagebuch,
das Abenteuer beginnt! Punkt 11:00 Uhr waren wir bei Mr. Mechanics und holten unsere CB-600 ab – im Tausch für meinen Reisepass als Deposit. Danach ging es erst Mal ins Einkaufszentrum, da ich in meinem Reisegepäck leider nur Stoffhosen habe, die nicht gerade geeignet sind für eine 800 km lange Motorradtour. Die Mall fanden wir – dank Maps – ziemlich schnell. Nur der Hosenkauf stellte sich als Zeitfressend heraus. Wie aus Deutschland gewohnt, suchten wir die Damenabteilung auf. Jeans fanden wir sofort, auch die richtige Größe. Doch mit der Länge haperte es gewaltig. Die netten Verkäuferinnen fanden das ziemlich witzig und ich muss zugeben es sah auch echt zum Schießen aus. Jede Hose, die ich anprobierte, hatte extremes Hochwasser! Und nun? Ab in die Herrenabteilung, die zu meiner Verwunderung und im Gegenteil zu den Damen, hauptsächlich Markenhosen anbot. Ich probierte mehrere Jeans an und wurde schlussendlich fündig. Jippie, ein Problem gelöst!
Doch auch danach ging es noch nicht los. Felix benötigte noch Handschuhe. Zum Glück erinnerte ich mich an einen Fahrradladen in der Altstadt, den wir als nächstes ansteuerten. Hier wurden wir auf Anhieb fündig :-).
1. Tag des Mea Hong Son Loops
Nun konnten wir endlich starten! Die Uhr zeigte inzwischen 13:00 Uhr und wir hatten heute noch rund 180 km über den Doi Inthanon nach Mae Chaem vor uns. Die ersten 50 km aus Chiang Mai heraus sind nicht gerade spannend, da man durch die turbulente Stadt und danach über die „Autobahn“ Nr. 108 fahren muss. Doch nach der Abzweigung auf die 1009 zum Nationalpark Doi Inthanon, ändert sich die Strecke und man fährt durch kleine Ortschaften bis man den Eingang zum Nationalpark erreicht hat. Hier sollte man nicht vergessen ein Ticket (650 Baht für zwei Personen und ein Motorrad) zu kaufen, da man es am zweiten Kontrollpunkt vorzeigen muss. Ein Kauf am 2. Checkpoint ist nicht möglich und es kann passieren, dass man wieder umkehren muss.
Die Strecke auf den 2.565 m hohen Doi Inthanon, übrigens der höchste Berg Thailands und auch bekannt als das „Dach Thailands“ ist malerisch und sehr kurvenreich. Wir waren echt froh uns eine große Maschine geleistet zu haben, die viel mehr Fahrspaß und Komfort bietet. Beim Wachirathan Wasserfall, auch Tat-Khong-Yong-Wasserfall genannt, entschlossen wir unseren ersten Stopp einzulegen. Eine Pause, die sich meiner Meinung nach lohnt! Kommend aus der Mae Klang-Schlucht, fällt der Wasserfall aus 70 m Höhe hinab. Ziemlich beeindruckend, besonders das Tosen und die Gischt, die der Wasserfall verursacht.
Für unseren nächsten Halt an den königlichen Pagoden war es leider schon zu spät. Hatten wir doch zu viel Zeit mit Hosen kaufen und Wasserfall anschauen „vergeudet“. Enttäuscht und auch etwas wütend auf uns selbst fuhren wir weiter auf den Gipfel hinauf. Das positive an unserer späten Ankunft war die Menschenleere, die uns dort erwartete. Denn neben uns war nur noch eine thailändische Familie auf dem Gipfel. Hatte auch was für sich und somit konnten wir den Pfad durch den magischen Wald seelenruhig genießen.
Falls auch du planst den Loop zu machen, rate ich dir warme Kleidung einzupacken, denn bei einer Höhe von 2.500 Meter kann es ganz schön frisch werden.
Der Tag neigte sich so langsam dem Ende zu und es war klar, dass wir definitiv im Dunkeln in Mae Chaem ankommen würden. Wir schwangen uns also wieder auf unser Bike und ließen den beeindruckenden Berg mit seiner kurvigen Straße (die Roccastrada ist Kindergarten dagegen ;-)) und atemberaubenden Ausblicken hinter uns.
Beim Abendessen entschlossen wir uns am nächsten Tag nicht gleich weiter nach Mae Hong Son, Namensgeber des Loops, aufzumachen, sondern erst nochmals auf den Doi Inthanon zu fahren. Erstens wollten wir die geniale Strecke nochmals bei Tageslicht fahren und zweitens die königlichen Pagoden besuchen.
2. Tag des Mae Hong Son Loops
Mit dem morgendlichen Kikeriki der Hähne – also ziemlich früh – starteten wir in den zweiten Tag. Doch nicht ohne einen Kaffee! Also ab in die Stadt! Ein Café fanden wir auf Anhieb und wir erhielten gegen unsere Erwartungen einen leckeren „Americano“. Da aber alle anderen Restaurants noch geschlossen hatten, waren wir leider gezwungen unser Frühstück im 7/11 (eine Marktkette in Thailand) zu kaufen. Nicht gerade schmackhaft, aber besser als mit knurrenden Magen zu fahren.
Schon nach den ersten Kilometern waren wir so glücklich nicht gleich die Weiterfahrt angetreten zu haben! Im Nachhinein kann ich auch sagen, dass der Weg von Mae Chaem zum Doi Inthanon zu den schönsten Strecken des Loops gehört. Wir begannen im Morgennebel und kaum hatten wir die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht, erstrahlte der Himmel in einem wunderbaren Blau. Ich war begeistert und ich freute mich wie ein kleines Kind!
Phra Mahathat Naphamethanidon and Naphaphonphumisiri
Für die königlichen Chedis, welche jeweils zum 60. Geburtstag von König Bhumibol (1987) sowie seiner Frau und Königin Sirikit (1992) erbaut wurden, ist pro Person ein Eintritt von 40 Baht zu zahlen. Wir parkten die CB-600, schälten uns aus unseren dickem Fließ heraus, machten die Kamera startklar und tummelten uns unter die zahlreichen Besucher. Die Aussicht von hier oben auf die Bergketten ist einfach nur klasse. Besonders beeindruckend fand ich die Wolken, die rasend schnell an einem vorbeizogen und die Größe der beiden Chedis, auf dieser Höhe!
Naphamethanidon (der Chedi des Königs) bedeutet „durch die Stärke des Landes und der Luft“ und Naphaphonphumisiri (der Chedi der Königin) „die Stärke der Luft und die Gnade des Landes sein“. Nur noch so als Info :-).
Zum Doi Inthanon führt nur eine Straße – die 1192 und dann die 1009 – wenn man nach Mae Chaem möchte. Sprich wir mussten den gleichen Weg wieder zurück fahren. Aber das empfanden wir nicht unbedingt als Schlimm! Auf der Hälfte der Strecke wurden wir auf ein Schild aufmerksam: Mae Pan Waterfall. Wir hatten keinen Zeitdruck und entschlossen uns daher einen Abstecher zu den Wasserfällen einzulegen. Wie sich herausstellte ist der Mae Pan Wasserfall der höchste (100 m) nicht-kaskadierende Wasserfall im Nationalpark und wird von wenigen Touristen aufgesucht. Ein ca. 20 minütiger Fußmarsch – einfach dem Trampelpfad folgen – durch den Wald lohnt sich. Zwar wird man hier nicht von der Gischt durchnässt, doch dafür hat man den Wasserfall und die Natur für sich alleine. Wir verweilten hier ein paar Minuten und genossen einfach nur die Stille!
Von Mae Chaem nach Mae Hong Son auf der 1263, die dann in die 108 übergeht, sind es eigentlich nur 100 km. Doch irgendwie haben wir es geschafft von der Route abzukommen. Ich habe keine Ahnung wann und wo wir falsch abgebogen sind. Uns fiel es auf als die Straße immer schlechter und auch nicht wieder besser wurde. Davon hatte niemand etwas gesagt bzw. auch in anderen Blogs nichts gelesen. Wir stoppten, zogen unsere Handies heraus, doch kein Internet Empfang. Nur auf meinem Handy erhielt ich ein GPS Signal. Wie schon befürchtet, befanden wir uns im absoluten Niemandsland. Zumindest fast! Denn kaum hatten wir unsere Position ermittelt, kam eine Junge mit seinen Geschwistern auf uns zugelaufen. Jippie, die Zivilisation kann nicht weit sein. Er grüßte uns freundlich in Englisch und fragte uns wo wir hinwollten. Mae Hong Son, antworteten wir, worauf er nur meinte „far, far away“. Wir erkundeten uns bei ihm, ob die Straße denn überhaupt nach Mae Hong Son führt, was er bejahte, uns im gleichen Atemzug mitteilte, dass auch Pai (der Stopp nach Mae Hong Son) nicht weit sei! Danach fragte er uns ob wir hungrig seien und teilte uns mit, dass es in seinem Dorf Essen gäbe. Wir waren nicht hungrig, doch diese Erwähnung hätte uns schon stutzig machen sollen.
Anstatt umzukehren, fuhren wir weiter. Wir hatten ja eine große Maschine, die problemlos die schlechte Straße wegsteckte. Mit einem Roller hätten wir uns sehr wahrscheinlich anders entschieden. Wir fuhren an trockenen Reisfeldern, kleinen Bächen und Bananenplantagen vorbei – ohne auch nur einen weiteren Menschen zu sehen. Es war einfach himmlisch! Noch :-).
Nachdem wir wieder ein Tal hinter uns gelassen hatten, testeten wir erneut unseren Internet Empfang. Wir hatten dieses Mal Glück und Google fand sogar eine Route, obwohl keine Straße eingezeichnet war. Zumindest waren wir wohl auf dem richtigen Weg. Ich ließ mein Handy an, da wir in ein paar Kilometern in einer kleinen Ortschaft abbiegen sollten. Dies stellte sich als eine sehr gute Idee heraus, denn sonst hätten wir die Abzweigung definitiv verpasst. Sicherheitshalber fragten wir noch einen Einheimischen, der zufälligerweise auf diesem „Feldweg“ lief. Mae Hong Son? Er schaute uns an, dann unser Motorrad, dann wieder uns, als ob er abwägen würde. Schließlich nickte er. Wir fuhren also weiter und nach ein paar weiteren Kilometern wurde der Feldweg zu einem Trampelpfad aus getrockneter roter Erde. So ging es eine gefühlte Ewigkeit und teilweise musste ich absteigen, damit Felix das schwere Bike sicher über die Buckelpiste bringen konnte. Da wir max. 30-40 km schnell fahren konnten, zog sich die Strecke bis zur Abzweigung auf die 1263 ohne Ende. Insbesondere die letzten 13 km waren ziemlich zäh und nur alleine dafür benötigten wir eine halbe Stunde. Wir schafften es gerade so bevor es stockdunkel wurde die 1263 zu erreichen. Wir waren beide ziemlich erleichtert und machten erst mal eine kurze Pause, bevor es an die letzten 80 km ging.
Wir erreichten Mae Hong Son um ca. 21:00 Uhr – runter mit den Nerven, jeder Zentimeter unseres Körpers tat weh und wir hatten beide Hunger ohne Ende. Beim Vorbeifahren entdeckte ich ein Resort, an dem Vorne noch Licht brannte und bat Felix dort anzuhalten. Gesagt, getan. Es war ein Zimmer frei, dass wir auch gleich nahmen. Wir wollten nur endlich den Daypack ablegen und etwas essen. Wie sich herausstellte konnte die Angestellte, namens Jolie, fließend Deutsch sprechen, da sie 30 Jahre in Köln lebte. Sie freute sich so mal wieder Deutsch zu reden und war auch gerne bereit uns noch eine paar Eier in die Pfanne zu hauen, die wir dann mit Reis zufrieden aßen.
3. Tag des Mae Hong Son Loops
Gegen unsere Befürchtung waren am nächsten Morgen jegliche Schmerzen vom Vortag weg. Jolie verpflegte uns mit einem umfangreichen Frühstück mit frisch gepresstem Organgensaft, Eiern, Toast, Marmelade, Butter, leckerem Kaffee und Tee. Wie selbstverständlich setzte sie sich zu uns und plauderte während wir unseren Hunger stillten. Gerne wäre sie mit uns noch zu den Hot Springs gefahren, doch wir entschlossen uns gleich weiter zu fahren. Denn wir wollten nicht wieder spät in der Nacht am 107 km entfernten Pai ankommen.
Unsere erste Anlaufstelle war die Tankstelle, danach fuhren wir hoch zum Wat Phrathat Doi Kongmu. Weniger wegen dem Tempel, sondern eher wegen der tollen Aussicht auf Mae Hong Son. Damit wir wenigsten noch etwas von der Stadt zu sehen bekamen :-). Die Aussicht auf den See und die umgebenden Berge war klasse und nachdem wir unsere Fotos geschossen hatten, stiegen wir auch schon wieder auf die Maschine und machten uns auf Richtung Pai.
Die Strecke nach Pai soll anscheinend 1.864 Kurven haben, also etwas auf das sicher jeder Motorrad Freak freuen kann. Ob es nun so viele waren, kann ich nicht sagen, aber definitiv etliche! Man fährt den einen Berg hoch, nur um auf der anderen Seite wieder runter zu fahren und das einige Male. Ein Spaß und oben angekommen wird man mit herrlichen Ausblicken auf die Landschaft belohnt.
Auf der Hälfte der Strecke, in Soppong, legten wir einen Stopp ein. Da wir gut in der Zeit lagen, statteten wir der Tham Lod Cave einen Besuch ab, die man mit einem Guide aus dem benachbarten Dorf besichtigen kann. In der Trockenzeit ist es sogar möglich mit einem Bambus-Floss weiter in die Höhle vorzudringen. Wir entschieden uns dagegen, da dies 1,5 Stunden dauern sollte.
Mit unserem Guide, ausgerüstet mit einer Petroleumlampe, ging es zu Fuß zum Eingang der 1.666 m langen Höhle, durch die der Nam Lang Fluß fließt. Dort zündete diese die Lampe an und führte uns in die Höhle hinein. Während am Eingang noch Tageslicht eindringt, ist es schon nach ein paar Metern stockdunkel. Wir durchliefen zusammen mit unserem Guide die zum Teil 50 m hohen Räume, die beeindruckende Stalaktiten und -mieten sowie Gesteinsformationen beherbergt. Trotzdem empfanden wir beide die ca. 20 minütige Führung eher als Abfertigung, denn unser Guide konnte nur die Namen der unterschiedlichen gewachsenen Steinfiguren nennen, jedoch keine weiteren Fragen. Auch fühlte ich mich etwas unter Druck gesetzt, wenn ich mal etwas länger benötigte für ein Bild.
Weiter ging‘s – ohne weitere Stopps – nach Pai. Je weiter wir uns der Backpacker Hochburg näherten, um so mehr Touristen kreuzten unseren Weg. Wir erreichten ca. 17:00 Uhr unser Hotel, das Family Zen Boutique Hotel, welches etwas außerhalb des Zentrums liegt. Wir waren sehr zufrieden mit unserer Wahl, denn über die nahegelegene Bambus-Brücke waren wir innerhalb von fünf Minuten mitten im Geschehen. Wir entschieden uns noch einen weiteren Tag in Pai zu verbringen. Was wir so in Pai erlebt haben, berichte ich euch in einem neuen Beitrag.
4. Tag des Mae Hong Son Loops
Der Rückweg von Pai nach Chiang Mai (ca. 130 km) und somit die letzte Etappe unserer Tour begann um 8:00 Uhr. Ziel war es um 11:00 Uhr bei Mr. Mechanics unsere CB-600 wieder abzugeben. Aus diesem Grund gönnten wir uns nur einen Kaffee-Stopp, direkt an der 1095. Den restlichen Weg genossen wir einfach nur die Serpentinen und die vorbeiziehende Landschaft.
Wir hätten die Abgabe fast pünktlich geschafft, doch die Rush-Hour machte uns ein Strich durch die Rechnung. Mit einer Stunde Verspätung kamen wir glücklich aber fertig bei Mr. Mechanics an. Für die Stunde, die wir die Benutzung des Motorrads überzogen haben, mussten wir 100 Baht zahlen.
Den restlichen Tag relaxten wir in unserem Hotel (das Tiger Hotel in dem wir schon vorher untergekommen sind) und genossen das herrliche Essen/Shakes :-).
2 Comments On Mae Hong Son Loop, 15.-19.01.2018
Uta Stein
Hallo Ihr beiden!
Habe soeben nochmals den Eintrag über die Motorradtour gelesen. Da wäre ich sooo gerne dabei gewesen. Hier dauert es ja noch etwas bis man wieder fahren kann.
Hoffe euch geht es gut und ihr habt noch viele so tolle Erlebnisse.
Liebe Grüße Uta 🙂
Katrin
Liebe Uta,
der Loop war echt mega und würde ich jeder Zeit wieder machen :-). Doch dieses Mal ohne die Abzweigung zu verpassen.
Uns geht es sehr gut und wir geniessen gerade ruhige Inseltage mit Seele baumeln lassen und Hängematte liegen.
Viele Grüße
Felix und Katrin