Nach unserem Abschied vom verschneiten Emerald Lake starteten wir unsere heutige 355 Kilometer lange Strecke entlang des Highway No1 nach Vernon. Zwar schneite es nicht mehr als wir aufbrachten, dafür regnete es. Uns störte dies nicht weiter, denn die meiste Zeit verbrachten wir gezwungenermaßen an diesem Tag im Auto. In Golden, am Zusammenfluss von Columbia und Kicking Horse River, tankte Natascha das Auto voll und wir deckten uns gleichzeitig mit Leckereien von Tim Hortens ein.
Rogers Pass: Gebirgspass im Glacier National Park
Weiter ging es auf dem Trans-Canada-Highway über den Rogers Pass, einem Gebirgspass auf 1.330 Meter mitten im Glacier National Park. Wegen seiner Bedeutung beim Eisenbahnbau wurde der Pass 1971 zur National Historic Site von Kanada erklärt. Wir stoppten am dortigen Besucherzentrum, um unser Wissen zum Rogers Pass und dem Glacier National Park zu vertiefen.
Der Glacier National Park liegt in zwei Bergketten der Columbia Berge und ist einer von sieben Nationalparks der Provinz British Columbia. Der Park ist 1.349 km² groß und über 50 Prozent der Fläche liegt oberhalb der Baumgrenze. Es kann sein, dass bis zu 17 Meter Neuschnee pro Jahr fallen, die über 400 Gletscher speisen. Der zweitälteste Nationalparks Kanadas beherbergt aufgrund des Klimas und der Lage eine große Vielzahl von Pflanzen und Tieren. So leben hier noch Berg-Ziegen und Karibus. Auch einem Grizzly kann man hier über den Weg laufen.
Die Sicht war leider gleich null, denn zum Regen hatte sich noch Nebel gesellt. Dazu war es mit 10 Grad auch nicht gerade warm. Eigentlich hatten wir geplant den knapp sieben Kilometer langen Balu Pass Trail zu erwandern, der am Besucherzentrum des Rogers Pass startet. Doch bei dem Wetter kein Spaß. So empfohlen uns die Ranger doch einen Stopp beim Hemlock Grove Boardwalk zu machen.
Der Hemlock Grove Boardwalk
Der Hemlocktannen Rundweg liegt in den niedrigen Zonen des Glacier National Park. Aufgrund des hohen Niederschlags in dieser Gegend, wächst hier der einzige Binnen-Regenwald, der auf einem 400 Meter langen Bohlenweg erkundet werden kann.
Zwar keine Wanderung wie wir sie eigentlich geplant hatten, sondern eher ein Spaziergang. Dafür ein sehr lohnender! Denn der kurze Rundweg führt durch einen dichten und alten Hemlocktannen Wald und man fühlt sich wie in eine andere Welt versetzt. Weg sind die Berge und man ist umringt von den unterschiedlichsten Grüntönen. Eine Idylle!
Leider regnete es immer noch als wir den Rundweg beendeten und so nahmen wir – kurz entschlossen – unser Picknick im Auto zu uns. Dabei schlug ich meiner Mum und Natascha vor, als nächstes einen Halt am Giant Cedars Boardwalk am Eingang zum Mount Revelstoke National Park zu machen. Einstimmig wurde mein Vorschlag angenommen.
Klein, aber fein: der Mount Revelstoke National Park
Der mit 260 km² kleine Nationalpark wird von vielen Reisenden leider nicht beachtet. Auch wir konnten ihm nicht so viel Beachtung schenken, wie zumindest ich es gerne getan hätte. Zwar hatte es inzwischen aufgehört zu regnen, doch dafür wurde unsere Zeit knapp. Damit mussten wir leider darauf verzichten, die 26 Kilometer lange Mount Revelstoke Summit Road hinauf auf den Gipfel zu fahren. Von dort hat man anscheinend eine tolle Aussicht und kann auch Wanderungen in den Park machen. Ein anderes Mal :-).
Als kleinen Ersatz wählten wir zumindest den Giant Cedars Boardwalk und den Skunk Cabbage Trail mitzunehmen.
Von den Riesen-Lebensbäumen zum Stinktier-Kohl
Direkt am Highway liegt der 500 Meter kurze Giant Cedars Boardwalk, der an der gleichnamigen Picknick-Stelle startet. Der als Naturpfad angelegte Rundweg führt durch einen Zedern Wald, der mehr als ein halbes Jahrtausend alt ist. Die in den Himmel ragenden Zedern verströmen einen herrlichen Geruch und neben den Riesen kam ich mir vor wie ein Zwerg.
Der kurze Spaziergang durch das funktionierende Ökosystem ist in meinen Augen ein „Must-See“. Ich war sehr von der ehrfürchtigen Atmosphäre und den alten Baumriesen beeindruckt. Ebenso erging es meiner Mutter und Natascha.
Rund 28 Kilometer vor dem Städtchen Revelstoke bogen wir auf den Picknick-Bereich „Skunk Cabbage“ übersetzt Stinktier-Kohl ab. Auch dies ist ein Naturlehrpfad mit einer Länge von 1,2 Kilometern. Einen großes Schild weist auf den Anfang des Rundwegs hin und kann nicht verfehlt werden. Im Gegensatz zu den vorherigen Boardwalks verläuft der Skunk Cabbage über Holzplanken durch ein Sumpfgebiet. Der Namensgebers des Rundweges ist übrigens ein Ahornstabsgewächs (bot. Lysichiton americanus) im Volksmund Skunk Cabbage genannt. Wer im August/September vorbeischaut, kann die Pflanze in seiner vollen Pracht sehen und riechen, warum der Boardwalk so genannt wird.
Leider war ein Teil der Rundweges bei unserem Besuch gesperrt und wir mussten den gleichen Weg wieder zurücknehmen. Am Schluss lohnt sich auf alle Fälle noch einen Blick auf den Illecillewaet River zu werfen!
Wieder am Auto fuhren wir in das kleine Städtchen Revelstoke. Dort stillten wir unseren Kaffeedurst und schlenderten durch das verschlafene Nest, bevor wir uns auf nach Vernon machten, unserem Ziel für diesen Tag.
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